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„Wir reden ja – aber aneinander vorbei“ – Warum Kommunikation kein Selbstläufer ist

Aktualisiert: 18. Nov.


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Im Fokus – oder: Wenn „Ich räum gleich die Küche auf“ und „Du nimmst mich ernst“ nicht dasselbe sind


„Wir reden doch ständig!“ Diesen Satz höre ich oft in Beratungen – meistens von Paaren, die gleichzeitig das Gefühl haben, dass sie trotzdem nicht verstanden werden.

Und da sind wir mitten im Thema: Reden allein reicht nicht. Manchmal ist es sogar das Gegenteil von Verstehen – nämlich der Versuch, die eigene Botschaft so laut in den Raum zu stellen, dass für das Zuhören gar kein Platz mehr bleibt.


Systemisch betrachtet: Kommunikation ist mehr als Worte

Systemisch gesehen ist Kommunikation kein simpler Austausch von Infos à la „Bitte die Butter reichen“.Sie ist immer eingebettet in Kontexte, Bedeutungen und Beziehungsgeschichten.

Wenn also jemand sagt: „Du hilfst nie im Haushalt“, dann geht es selten um das Staubwischen.


Es geht um:

  • das Bedürfnis, gesehen zu werden,

  • das Gefühl, Verantwortung alleine zu tragen,

  • vielleicht sogar um die Angst, in der Beziehung weniger wert zu sein.


Mit anderen Worten: Hinter den Worten liegen oft Botschaften, die gar nicht direkt ausgesprochen werden – aber den eigentlichen Kern bilden.


Warum Paare sich so oft missverstehen

Hier ein paar Klassiker, die ich regelmäßig höre:

🔹 Zuschreibungen: „Du machst das absichtlich, um mich zu ärgern.“

In Wahrheit wollte der andere vielleicht einfach nur seine Ruhe.

🔹 Projektionen: „Du bist immer so kritisch.“

Oft hören wir in den Worten des anderen unsere eigene innere Stimme.

🔹 Alte Skripte: Manche Sätze klingen für uns nach Mutter, Vater oder Ex-Partner – egal, wie sie gemeint waren. Schon wird ein kurzer Kommentar zur Großkampferinnerung.

Systemisch heißt das: Jedes Gespräch wird durch Muster, Geschichte und Erwartungen mitgestaltet. Kein Wunder, dass wir manchmal aneinander vorbeireden.


Wenn Zuhören zum Abenteuer wird

Echtes Zuhören bedeutet:

  • die innere Gegenrede leise stellen,

  • nicht sofort Lösungen parat haben,

  • neugierig sein, ohne zu werten.


Klingt simpel. Ist es aber nicht. Viele Paare merken in der Beratung, dass sie seit Jahren nicht mehr wirklich zugehört haben. Sie unterbrechen, ergänzen, interpretieren – und wundern sich, dass am Ende beide enttäuscht sind.

Dabei ist Zuhören wie ein Geschenk: Es signalisiert, dass der andere Raum hat, wichtig ist und ernst genommen wird. Und dieses Gefühl ist oft wichtiger als jede schnelle Lösung.


Systemische Einladung: Kommunikation neu erleben

Es lohnt sich, Kommunikation nicht als Selbstverständlichkeit zu betrachten, sondern als bewusste Praxis. Das bedeutet:– dem Gegenüber den inneren Raum lassen,– auch mal aushalten, dass man selbst schweigen muss,– und die Neugier kultivieren: Was genau meint der andere eigentlich?

Manchmal verändert schon diese Haltung den gesamten Tonfall im Gespräch.


BlickWechsel- Impuls für euch: Die 3-Minuten-Zuhör-Challenge


Probiert mal Folgendes aus:

  1. Eine Person spricht 3 Minuten über ein Thema, das ihr wichtig ist (gern etwas Alltägliches, kein Weltuntergangsthema).

  2. Die andere hört zu – ohne Kommentare, ohne Unterbrechungen, ohne Augenrollen.

  3. Danach fasst die Zuhörerin / der Zuhörer nur zusammen: „Ich habe gehört, dass du…“

  4. Dann wird gewechselt.


Die meisten Paare staunen, wie intensiv sich diese Mini-Übung anfühlt. Manche merken auch, dass 3 Minuten verdammt lang sein können. Aber genau da liegt die Chance: Endlich mal wirklich gehört werden.


Fazit

Kommunikation ist kein Selbstläufer. Sie ist ein Tanz – manchmal elegant, manchmal stolprig, manchmal mit Absätzen auf den Zehen. Die Frage ist nicht: „Reden wir genug?“ Sondern: „Hören wir uns eigentlich noch zu?“


Bis zum nächsten BlickWechsel-Moment!

Denise Pannicke

 
 
 

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