Wenn alte Muster neue Kleider tragen
- denisepannicke
- 2. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Nov.
Im Fokus: Warum wir uns manchmal wiederfinden, obwohl wir längst woanders sein wollten

Kennst du das? Du nimmst dir fest vor, diesmal ganz ruhig zu bleiben – und zehn Minuten später hörst du dich selbst reden wie eine leicht überdrehte Version deiner eigenen Eltern. Oder du schwörst dir, dieses Mal anders zu reagieren – und landest trotzdem in exakt derselben Diskussion, nur mit anderer Kulisse.
Herzlichen Glückwunsch, du bist einem deiner Lieblingsmuster begegnet!
Muster – die unsichtbaren Drehbuchautorinnen unseres Alltags
Muster sind im Grunde clevere Strategien. Sie sind wie gut geölte Programme, die damals, irgendwann, richtig Sinn ergeben haben: um dich zu schützen, um dich anzupassen, um irgendwie klarzukommen.
Das Problem: Diese Programme sind so fleißig, dass sie auch dann weiterlaufen, wenn du das Betriebssystem längst geupdatet hast.
Sie tauchen auf in Beziehungen, in der Familie, im Job, überall da, wo’s emotional wird. Dann greift dein System auf Altbewährtes zurück –weil Vertrautes (selbst wenn’s nervt) sich sicherer anfühlt als Neues.
Warum Veränderung so schwer ist
Weil dein inneres System gar nichts falsch machen will. Es versucht, dich zu schützen. Nur eben manchmal auf altmodische Weise.
Stell dir dein Muster wie eine liebenswerte alte Tante vor: Sie meint es gut, sie bringt Kuchen mit, aber sie hat halt die 80er nie verlassen. Und während du dich fragst, warum du wieder in der gleichen Situation landest, sagt sie seelenruhig: „Kind, das hat doch früher auch funktioniert!“
Und jetzt? Muster freundlich betrachten
Das Ziel ist nicht, das Muster zu bekämpfen –sondern es zu erkennen und freundlich zu mustern (im wahrsten Sinne des Wortes).Es will dir etwas zeigen: Ein Bedürfnis, eine Angst, vielleicht eine alte Loyalität.
Systemisch gesehen steckt hinter jedem Verhalten eine positive Absicht. Also statt zu schimpfen: Frag dich lieber, wofür dein Muster da ist – und wofür es vielleicht nicht mehr gebraucht wird.
Blickwechsel-Impuls:
Beobachte in dieser Woche eine Situation, in der du „wie automatisch“ reagierst. Halte kurz inne und frag dich: „Wovor will mich dieses Verhalten eigentlich schützen/ Welchen Nutzen könnte mir dieses Verhalten bringen wollen?“
Vielleicht kannst du deiner alten Tante freundlich zunicken –und ihr sagen: „Danke, du darfst dich auch mal ausruhen.“
Veränderung beginnt genau hier: Nicht beim großen Umbruch, sondern beim bewussten Erkennen. Beim Schmunzeln über sich selbst - und beim liebevollen „Aha“, das sagt: Ich könnte es auch anders machen.
Nächste Woche: „Immer wieder im selben Film“– warum Wiederholungen uns eigentlich gar nichts Böses wollen und wie man das eigene Drehbuch neu schreibt.
Bis zum nächsten BlickWechsel-Moment!
Denise Pannicke



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